Bermanseder im Interview 16 9

... ist Frau Bermanseder nun am OHG. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums haben Hannah Klauß, Pia Hertle, Cathleen Pfister und Magdalena Kos mit Frau Bermanseder ein Interview geführt: 

Passend zu ihrem 10. Jubiläum als Schulleiterin würden wir Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.

Legt los! Ich hoffe, ich habe für alles eine Antwort. Aber das ist eine der wichtigsten Dinge in meinem Job - ich muss immer etwas sagen können. (lacht)

 

Sie sind nun schon 10 Jahre am OHG. Wie fühlt sich das an?

Es ist Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergangen ist, aber wenn man sich mal so hinsetzt und überlegt, was in den 10 Jahren alles passiert ist, dann merkt man schon, dass es ganz schön viel war, was man "angestupst" hat, was es für eine Entwicklung gegeben hat und was man hier erlebt hat. Aber im Alltag rast die Zeit und ich sehe es immer am deutlichsten an euch, wie schnell die Zeit vergeht, wie „meine“ kleinen Fünferle wachsen und dann plötzlich schon wieder Abi haben - das ist eine wahnsinnig kurzweilige Zeit gewesen.

 

Sind sie froh, dass Sie vor 10 Jahren hier angefangen haben?

Natürlich! Ich habe eigentlich schon immer gedacht, dass ich zwar total gerne Lehrerin bin, aber auch unheimlich gerne organisiere, manage und mit Menschen neue Ideen entwickle. Das ist natürlich eine tolle Chance gewesen, die ich bekommen habe. Im Nachhinein denke ich mir, hätte ich meinen Kindern doch noch ein bisschen mehr Familienzeit gönnen können. Sie waren ja relativ klein und das war schon anstrengend, eben auch mit der Familie, aber inzwischen sagen alle, das war auch ok, sie haben es auch genossen, ein bisschen mehr Freiraum daheim zu haben (lacht).

 

Also war das OHG ihre erste Wahl?

Ich habe mich tatsächlich nicht direkt fürs OHG beworben. Ich war damals Lehrerin am Albert-Einstein-Gymnasium und hatte da einen Chef, der schon ganz früh immer gesagt hat, ich müsse mal Schulleiterin werden. Wir haben unheimlich harmoniert und gleich "getickt"  in Bezug auf den Umgang mit Schülern und der Vorstellung von Schule. Er meinte, ich solle mich doch mal bewerben. Am Albert-Einstein-Gymnasium gab es damals reichlich viele Bewerbungen und am Schluss war ich in der finalen Auswahl mit einem Kollegen, der es dann aber bekommen hat, da das Regierungspräsidium sehr gerne Menschen von „außen“ besetzt. Gleichzeitig war hier am Otto-Hahn-Gymnasium kein Schulleiter. Deshalb hat das Regierungspräsidium vorgeschlagen, dass ich mir das OHG doch mal anschauen könne. Und das habe ich dann gemacht.

Eine besondere Eigenschaft des OHG  war schon damals das Sozialcurriculum, dann habe ich mir gedacht, das würde sehr gut passen, denn ich habe mich schon immer sehr mit dem Thema Pädagogik beschäftigt und finde schon immer, dass Schule mehr ist als nur Fachunterricht. Ich hatte natürlich auch ein bisschen Angst, weil ich hier keine Menschen und die Strukturen nicht kannte. Ich habe aber auch relativ schnell gemerkt, dass hier ganz viele nette Menschen sind und das OHG eine tolle Schule ist und hab dann gesagt: „Ich probiere das hier“. Ich war natürlich erstmals traurig, dass mein erster Wunsch so nicht geklappt hat, aber ich habe das OHG kennen und schätzen gelernt. Im (Berufs-)leben ist es manchmal so, dass man nicht immer gleich das bekommt, was man will.

 

Was mögen Sie am OHG und was nicht unbedingt?

Ich könnte mir ein viel, viel schöneres und funktionaleres Schulhaus vorstellen. Ich würde mir natürlich auch eine Aula, Aufenthaltsräume und Arbeitsräume wünschen, wo wir alle zusammen arbeiten und lernen könnten, wobei die Ausstattung in den letzten 10 Jahren schon viel besser geworden ist. Wir sind jetzt digitaler, bunter und aufgeräumter als vor 10 Jahren. Was ich total schätze ist die „Größe“ der Schule, wir sind ja ein relativ kleines Gymnasium und damit können wir alle einen sehr persönlichen Umgang miteinander pflegen, wir kennen uns, helfen uns und passen aufeinander auf. Wir haben tolle Eltern, die unheimlich konstruktiv mit der Schule umgehen, die zwar Kritik äußern, aber nie einfach nur so pauschal schimpfen, wir haben einen tollen Elternbeirat, der sehr gut mit mir zusammenarbeitet und wir haben schon viel auf den Weg gebracht. Wir sind ein sehr, sehr junges, sehr engagiertes Kollegium, das sich intensiv für Euch SchülerInnen und den Unterricht einsetzt. Ich finde die grundlegende Stimmung ist freundlich, offen und nett. Ich finde es superschön, wenn ich ins Schulhaus reinlaufe und irgendwo ruft es schon: „Hallo Frau Bermanseder!“ Das ist so eine schöne Atmosphäre und das glaube ich, ist auch viel wichtiger als ein Gebäude. Wenn man sich irgendwo wohl fühlt, dann lernt man auch lieber und besser. Und natürlich haben wir die nettesten SchülerInnen überhaupt!

 

Können Sie sich noch an den ersten Tag am OHG erinnern? War dieser aufregend?

Es gibt verschiedene erste Tage… Es gibt den inoffiziellen ersten Tag, da bin ich ganz heimlich hier reingelaufen, um mich mit der Abteilungsleiterrunde zu treffen. Der erste offizielle Tag war natürlich total aufregend. Es ist immer so, dass da die Schulreferentin vom Regierungspräsidium mitkommt und sie hat dann gesagt, gehen wir um 09:15 Uhr hierher ins Lehrerzimmer und ich stelle Sie vor. Ich habe mich nachher ins Rektorat gesetzt und habe gedacht, was mache ich jetzt hier eigentlich…Dann kamen schon die ersten Kollegen mit Fragen, man hat mich mit den Sekretärinnen bekannt gemacht, aber ich habe gemerkt, man gehört irgendwie noch gar nicht richtig dazu. All das war eine Riesenaufregung, und ich habe gehofft, die Menschen sehen mich so wie ich bin und haben keinen falschen Eindruck von mir, weil der erste Eindruck immer zählt! Es war einfach nur eine wahnsinnige Anspannung, nicht zu wissen, was jetzt auf mich zukommt. Aber natürlich auch die Freude, diese Schule, die Menschen so schnell wie möglich kennenzulernen und zum Gelingen beitragen zu können

 

Haben Sie sich das Schulleiter-Dasein so vorgestellt, wie es jetzt ist oder hatten Sie irgendwelche Schwierigkeiten, mit denen Sie nicht gerechnet haben?

Ja, viele! (lacht) Die wichtigste Aufgabe – und die habe ich mir sicherlich leichter vorgestellt – ist die Mittlererrolle zwischen SchülerInnen, Eltern und Kollegen und ich musste lernen, dass es dann gar nicht um mich als Person geht, sondern dass ich als Schulleiterin, die verschiedenen Meinungen, Bedürfnisse etc. moderieren muss und mit allen gemeinsam Lösungen finden muss und das ist manchmal gar nicht so einfach. Und was mich furchtbar ärgert sind einfach Dinge,  die ich nicht beeinflussen kann, z.B. wenn die Politik Dinge entscheidet, die für uns Schulen nicht gut sind.

 

Was motiviert Sie oder treibt Sie jeden Tag an?

Ganz sicher nicht das Geld (lacht) Es ist immer noch die Motivation, euch eine gute Schulzeit zu ermöglichen. Das versuchen ich mit dem ganzen Team, der Abteilungsleitungsrunde, mit den Kolleg*innen, der SMV jeden Tag. Das ist eigentlich das, was mir jeden Tag Spaß macht, gemeinsam etwas besser zu machen. Es gibt in diesem Job keinen Stillstand, es gibt jeden Tag etwas zu gestalten und jeden Tag etwas, was man besser machen und voranbringen kann. Das motiviert mich. Was ich bis heute sehr schätze ist, dass dieser Job wahnsinnig vielfältig ist. Bei mir ist kein Tag wie der andere. Ich habe Tage, da mache ich unheimlich viel am Rechner, welche, da habe ich nur Gespräche, andere, da unterrichte ich Referendare, nochmal andere, da habe ich Sitzungen mit der Stadt und, und und...und diese Abwechslung liebe ich! Man muss auch sehr flexibel sein, denn natürlich gibt es viele Dinge, die man vorher gar nicht hat kommen sehen, so wie jetzt Corona, aber auch das schreckt mich nicht. Das habe ich mir so vorgestellt und das mag ich auch.

 

Was war das prägendste / lustigste Ereignis oder die peinlichste Erfahrung am OHG?

Ich habe befürchtet, dass ihr mich das fragt. (lacht) Es ist ganz viel, das kann mal ein kleiner Notfall am Tresen sein, das kann eine tolle Unterrichtsstunde sein, das kann eine tolle SMV-Sitzung sein, das kann ein super Abistreich / Abischerz sein. Also ich kann das so nicht sagen, es sind eigentlich immer die Begegnung mit den Menschen, das ist sicherlich das Schönste.

 

Was denken Sie, haben Sie für das OHG erreicht?

Wo ich wahnsinnig viel Wert drauf lege, ist unser Sozialcurriculum, unser Sozialprofil, das immer weiterentwickelt wird. Das habe ich schon vorgefunden, aber da sind wir ganz viele Schritte weitergekommen. Jetzt haben wir nächstes Jahr bei den Fünfern im Rahmen von Soko+ sogar eine Mach- MINT-Klasse, wo die Kinder zusammen forschen und dort auch ihre Sozialkompetenz und ihre Fachwissenschaft weiterbringen. Wir haben viele Mitarbeiter geschult im Bereich Sozialcurriculum, wir haben mehr Inhalte in den Unterricht eingebracht, wir haben dieses Soko+ Angebot für Klasse 5 und 6 entwickelt, auf all das bin ich stolz und da freuen sich auch die Kollegen, die das früher schon gemacht haben, dass da jemand gekommen ist, der das immer noch bewahrt und weiterentwickelt. Doch all das mache ich nicht alleine, da habe ich ein großes Team. Und dort werden auch ständig andere neue Dinge für unser OHG entwickelt, im MINT-Bereich, bei den Sprachen, in der Digitalisierung etc. All das stoße ich an, begleite KollegInnenm und versuche zu unterstützen, wo es geht.

 

Welche Ziele haben sie sich jetzt noch für die Schule gesetzt?

Ich habe so ein bisschen das Gefühl, Schule hing schon immer in der gesellschaftlichen Entwicklung hinterher, es braucht immer, bis sich gesellschaftliche Entwicklungen auch in der Schule zeigen, wie z.B. die Digitalisierung. Hier aufzuholen und in der Schule das zu lernen, was ihr tatsächlich jetzt im Leben braucht, das ist ein wichtiges Ziel für mich. Ein ganz wichtiges Ziel von mir, was die Bildungspolitik angeht, kann ich leider nicht beeinflussen, denn die Vorgaben welche Fächer ihr lernen müsst/dürft gibt die Politik vor, mein Wunschv wäre, dass man viel mehr Zeit mit den Fächern und Inhalten verbringen darf, in denen man richtig gut ist und nicht so viele Fächer mitschleppen muss, bei denen schon relativ schnell klar ist, dass diese einem nicht so liegen.

 

Welche Erwartungen an diese Aufgabe als Schulleiterin haben sich erfüllt, welche eher nicht?

Mit einem Team Schule gestalten zu können, auch wenn es viele Bereich gibt, in denen ich keinen Einfluss habe (s.o.) – das finde ich nach wie vor sehr schade.

 

Der Alltag als Direktorin ist schon ziemlich stressig. Wie schaffen sie den Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit?

Schlafen! (lacht) Nein Spaß, mein Familie ist mein Ausgleich. Wir haben ein großes Haus, in dem ich immer „rumwerkele“ (ich wäre gerne Innenarchitektin geworden) und zwei großartige Hunde, wir haben einen Garten, wir sind unheimlich viel draußen, ich koche gern, hab gerne meine Familie um mich und viele Freunde da. Ich brauche keine weiten Reisen, mir reicht es, wenn ich mit Menschen, die ich gerne habe, zusammen bin.

 

Und jetzt noch als Abschlussfrage, haben Sie das 10. Jubiläum auch am OHG gefeiert?                                                

Ich wurde tatsächlich mit einer Feier überrascht! Nach den Ferien hatten wir eine GLK und da wurde ich vom ganzen Kollegium überrascht: Herr Hausmann hat ein Ständchen für mich gesungen, dann gab es Luftballons. Überall gabs diese Karten: „10 Jahre ist sie da, Frau Bermanseder, wunderbar“. Dann habe ich ein Bild von den Kollegen bekommen, darauf ihre Fingerabdrücke, ich habe ein Essens-Gutschein und einen Blumenstrauß erhalten. Es wurde noch ein Lied von allen gesungen und ein Riesenbuffet eröffnet.   Frau Stetter hat ein paar Fotos gemacht und sogar Winston wurde besungen. Also ich habe es nicht gefeiert, aber meine KollegInnen. Ich war überwältigt, ich mag das eigentlich überhaupt nicht, wenn ich so im Mittelpunkt stehe, aber das war eine sehr schöne Geste und auch das motiviert mich natürlich für die Zukunft!