Interview mit Frau Söhn-Rudolph

Nach 23 Jahren am OHG, verabschiedet sich Frau Söhn-Rudolph in den Ruhestand. Die Presse-AG hat mit ihr über ihre Zeit an der Schule, Veränderungen im Lehrerberuf und ihre Zukunftspläne gesprochen.

Presse-AG: Frau Söhn-Rudolph, wie lange waren Sie insgesamt an unserer Schule?

Susanne Söhn-Rudolph: Ich bin 2002 ans OHG gekommen – das sind jetzt also 23 Jahre. Insgesamt bin ich seit 1990 im Schuldienst, also 35 Jahre. Da erlebt man wirklich eine Menge!

Presse-AG: Gibt es etwas, das Sie besonders vermissen werden?

Susanne Söhn-Rudolph: Ganz bestimmt die Schülerinnen und Schüler! Diese jugendliche Frische, die Energie, das Mitten-im-Geschehen-Sein – das hat mir immer viel gegeben. Es war immer spannend zu beobachten, wie sich junge Menschen entwickeln: Vom schüchternen Fünftklässler zur selbstbewussten Persönlichkeit in der Oberstufe. Auch das Lernen beruht ja auf Gegenseitigkeit – ich habe viel von den Schülern gelernt, gerade bei Technikfragen! Außerdem werde ich das unkomplizierte und nette Miteinander mit meinen Kolleginnen und Kollegen vermissen.

Presse-AG: Was haben Sie sich für die nächste Zeit vorgenommen?

Susanne Söhn-Rudolph: Ich freue mich erstmal auf mehr freie Zeit, in der ich nicht ständig denke, ich müsste noch etwas erledigen. Ich möchte viel reisen, draußen sein, Sport machen. Im Herbst plane ich eine große Reise nach Indien, und möchte auch längere Flussreisen mit dem Boot unternehmen. Und gerne würde ich danach auch wieder mit jungen Menschen arbeiten, zum Beispiel im Bereich Theater oder Leseförderung.

Presse-AG: Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, Lehrerin zu werden?

Susanne Söhn-Rudolph: Irgendwie war das schon immer in mir. Als Kind habe ich mir bereits eine Tafel gewünscht und dann damit die Nachbarskinder unterrichtet – ganz klassisch also!

Presse-AG: Was hat sich im Laufe Ihrer Karriere am meisten verändert?

Susanne Söhn-Rudolph: Eine ganze Menge. Früher war das Miteinander unter Lehrern viel formeller – alle in Anzug oder ganz schick gekleidet, und man hat sich gegenseitig gesiezt. Heute ist das viel lockerer und persönlicher. Auch der Umgang mit den Schülern hat sich verändert – weniger Distanz, mehr Beziehung. Die Lehrerrolle ist viel umfassender geworden: Man ist heute auch Sozialarbeiter, Erzieher und Coach. Es gibt deutlich mehr Konflikte zwischen den Schülern, mehr Erziehungsarbeit und mehr Unsicherheit bei Eltern. Und natürlich der ganze Bereich Medien: Früher reichte ein Buch und Kreide – heute benutzt man iPads. Die neuen Medien sind sehr wichtig und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken, deshalb ist der verantwortungsvolle Umgang damit eine große Aufgabe für Eltern und Lehrer, damit sie sinnvoll zum Lernerfolg beitragen. Ob dabei jedoch die Lernleistung wirklich verbessert wird, bin ich nicht sicher. Aber abwechslungsreicher ist der Unterricht auf jeden Fall geworden.

Presse-AG: Was war Ihnen in Ihrer Arbeit besonders wichtig – und was eher nicht?

Susanne Söhn-Rudolph: Mir war der wertschätzende Umgang mit den Kindern immer besonders wichtig. Sie ernst zu nehmen, sie zu mögen, sich wirklich für ihre Entwicklung zu interessieren – das ist die Basis für erfolgreiches Lernen. Außerdem liegt mir die Wertevermittlung sehr am Herzen. Das ist elementar für junge Menschen und muss ganz oben stehen. Die Freude am Lernen darf aber auch nicht zu kurz kommen. Man soll sich in der Schule wohl fühlen und eine gute Gemeinschaft erleben. Das prägt einen für das ganze Leben. Verwaltung und ständige neue Vorgaben vom Regierungspräsidium fand ich eher zweitrangig – das musste halt sein.

Presse-AG: Möchten Sie den Schülerinnen und Schülern noch etwas mit auf den Weg geben?

Susanne Söhn-Rudolph: Auf jeden Fall! Auch wenn es in der Welt gerade oft beängstigend zugeht – es gibt so viele tolle, kluge und warmherzige junge Menschen bei uns an der Schule. Vertraut auf euch selbst, glaubt an eure Fähigkeiten. Ihr seid gut so, wie ihr seid – und ihr könnt etwas bewegen. Lasst euch nicht entmutigen. Geht mutig in die Welt hinaus!

Wir sagen: Danke, Frau Söhn-Rudolph, für 23 Jahre Engagement am OHG – und alles Gute für den neuen Lebensabschnitt! 

Josefine Jarosch und Isabell Kurz (10b)

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