FS Geschichte

Die Fachschaft Geschichte besteht im Schuljahr 2020/21 aus Herrn Barth, Frau Bengel-Bächtle, Frau Bermanseder, Frau Brendecke, Herrn Etzold, Frau Laurer, Frau Lehmann, Herrn Lerchenmüller, Herrn Müsegades, Frau Quattlender, Herrn Schneider und  Frau Söhn-Rudolph.

Den Geschichtslehrern ist es wichtig, den Unterricht möglichst lebendig zu gestalten, deshalb findet in jeder Klasse pro Halbjahr entweder ein Projekt oder eine Exkursion zum Unterrichtsstoff statt. So brachte zum Beispiel in diesem Schuljahr in Klasse 6 ein Steinzeitexperte den Schülern das Leben der Steinzeitmenschen nahe. In der Oberstufe unternimmt der gesamte Jahrgang eine Exkursion ins Konzentrationslager Dachau bei München (Link zur Dachau-Exkursion). Eine AG aus Schülern des vierstündigen Kurses hat vor ein paar Jahren den ersten Stolperstein in Böblingen überhaupt verlegt. Er erinnert an ein Opfer der Euthanasie des Nationalsozialismus. Schüler des aktuellen Neigungskurses Geschichte unternehmen mehrere eintägige Exkursionen, z. B. nach Heidelberg (Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Dokumentationszentrum Sinti und Roma) oder nach Ludwigsburg (Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen).

 

rebmann

Ausflug ins Bauernkriesgmuseum

Am 1.6.2022 machten wir einen Ausflug mit Frau Rebmann und Frau Albrecht ins Bauernkriegsmuseum in Böblingen. Um 9:35 Uhr gingen wir vom OHG los und liefen zum Museum. Als wir dort ankamen, sollten wir unsere Rucksäcke abstellen und die Führerin stellte sich vor und fragte, ob wir schon ein paar Sachen über den Bauernkrieg wissen würden. Einige Kinder aus unserer Klasse wussten ziemlich viel darüber. Danach gingen wir dann zu einem Bild an der Wand, wo Bauern, Adlige und der Klerus auf einem Baum zu sehen waren. Die Bauern waren ganz unten und unsere Führerin erzählte uns, dass sie die Adligen und den Klerus stützten und für sie die ganze Arbeit leisteten. Anschließend wurden wir in einen Raum geführt, wo wir einen Bauern (natürlich eine Puppe) in einem Stuhl sitzen sahen. Wir erfuhren, wie die Bauern früher lebten, z.B. dass es oft sehr kalt war in den Häusern und sie oft wenig zu Essen hatten. Im nächsten Raum standen drei Ritterrüstungen, mit denen die Adligen in den Krieg gezogen sind. Neben den Rüstungen stand eine Druckerpresse. Diese war besonders spannend und wir durften sogar selbst etwas auf ein Blatt Papier drucken und mit nach Hause nehmen. Dann gingen wir wieder in den Stock, von wo wir gekommen waren, und durften noch eine Ausstellung zur Französischen Revolution ansehen. Danach nahmen wir unsere Rucksäcke, verabschiedeten uns, und gingen zum OHG zurück. Es war ein sehr interessanter und lehrreicher Ausflug.

Mia Linder (7c)

 So gegenwärtig kann Vergangenheit sein

„Ich habe den Krieg erwartet und doch hat er unerwartet begonnen.“ Mit einem Tagebucheintrag, der am Tag des Beginns des Krieges von einer Ukrainerin verfasst wurde und aus dieses Zitat entstammt, eröffnete Herr Barth am 6. April eine außergewöhnliche Veranstaltung in außergewöhnlichen Zeiten. Wir, die Jahrgangsstufen 1 und 2, hatten die Gelegenheit, nach Herrn Barths fesselnden Worten einen Experten der Universität Tübingen vom Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde begrüßen zu dürfen. Daniel Weinmann sprach in seinem ungefähr 45 Minuten dauernden, sehr informativem Vortrag über die Geschichte Russlands, der Ukraine und die Historie des Ukraine-Russland-Konflikts. Dabei ging es vor allem auch um die Entwicklung eines souveränen ukrainischen Nationalstaats aus der Kiewer Rus über die Sowjetunion bis zur heutigen Zeit und um die historischen Verknüpfungen zwischen Russland und der Ukraine.

Mit seinem Vortrag konnte Daniel Weinmann bereits einige Fragen zur Vorgeschichte des Krieges klären, dennoch wurden in den zweiten 45 Minuten der Veranstaltung, die der Diskussion gewidmet waren, einige Fragen auf. Beispielsweise ging es um die Entstehung einer Oligarchengruppe, die geopolitischen Konsequenzen des Krieges und auch die Rolle Chinas. Wir konnten hier definitiv von Daniel Weinmanns großem Wissen profitieren und es hat sich in dieser Veranstaltung ebenfalls gezeigt, wie relevant oftmals die Vergangenheit für die Gegenwart ist.

Samuel Dollmann (J1)

Mein Ort 16 9

„Mein Ort hat Geschichte“ unter diesem Motto hatte das Kreismedienzentrum in Böblingen 2019 einen Wettbewerb an den Schulen im Landkreis ausgeschrieben, bei dem Schülerinnen und Schüler aufgefordert waren, sich mit einem historischen Thema aus ihrem Wohnort oder dem näheren Umfeld zu beschäftigen. Das Thema selbst sowie die Form der Aufarbeitung war ihnen freigestellt und bot viele Möglichkeiten für kreative Ansätze.

Sophie Ebersohn, Daniela Elsner und Pia Laier aus der Klasse 10 wurde ein Sonderpreis von Christian Müncheberg, Fachberater für das Fach Geschichte am Regierungspräsidium Stuttgart, übergeben. Sie hatten das Thema des schrecklichen Bombenangriffs vom 7. Oktober 1943 in Form eines Tagesbuchs aufgearbeitet. Das Werk stich durch eine „außergewöhnliche literarische Qualität“ heraus, die die Jury unbedingt prämieren wollte.

Das gesamte Werk finden Sie hier.  

 

Holocaust-Überlebende Sara Atzmon zu Besuch am OHGAtzmon 16 9

Die Ausdrücke „Holocaust“, „Judenverfolgung“ und „Nationalsozialismus“ sind allen Deutschen ein Begriff und sollten nicht in Vergessenheit geraten. Am Dienstag, den 12. November 2019, bekamen die Schüler der Oberstufe des Otto-Hahn-Gymnasiums in Böblingen die Chance, eine Zeitzeugin zu treffen. Eine Chance, die es durch das Ende der Zeitzeugengeneration schon bald nicht mehr geben wird. Auf Einladung der Fachschaft Geschichte und organisiert von den Geschichtslehrern Sebastian Barth und Susanne Söhn-Rudolph reiste die Holocaust-Überlebende Sara Atzmon nach Böblingen, um den Schülern des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG), von ihrem Leben und dem Überleben in diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte zu erzählen. Das OHG trägt das Prädikat „Schule ohne Rassismus“ und legt viel Wert auf ein Sozialcurriculum, das jeder Schüler durchläuft. Die Begegnung mit einer Holocaust-Überlebenden fügt sich trefflich in diesen Anspruch, der zugleich Verpflichtung ist. Sara Atzmon begann ihre Erzählungen nach einer kurzen Einführung durch den Geschichtslehrer Sebastian Barth über die traurige Aktualität des Antisemitismus in Deutschland nach dem Terroranschlag in Halle und Einblicken in die aktuelle Lage Israels durch Uri Atzmon, Saras Ehemann. hr Vortrag war hinterlegt mit den Bildern, die die Künstlerin selbst malte, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten, da Worte „zu klein“ seien, um dem Schrecken Ausdruck zu verleihen. Gefasst, jedoch eindrücklich und ausdrucksstark schilderte sie die Demütigung, die sie durch die Nationalsozialisten erfuhr, den Dingen, die sie im Krieg mit ansehen musste, und ihre konstante Angst, von der sie nicht einmal ihrer Mutter etwas sagen wollte. Aber sie erzählte auch von der Hoffnung, die sie durch ihren Glauben aufrechterhalten konnte und nie verlor.
Sara Atzmon, geborene Gottdiener, kam 1933 in Ungarn zur Welt und wurde im zarten Alter von elf Jahren gemeinsam mit ihrer jüdischen Familie nach Auschwitz deportiert. Dort angekommen wurde der volle Zug allerdings wieder weggeschickt, Auschwitz wäre „überbucht“, hieß es. So fuhr er weiter nach Deutschland.
Die langen Zugfahrten zwischen Polen, Österreich und Deutschland schilderte sie besonders eindrücklich.
Unter menschenunwürdigen Bedingungen waren 96 Menschen insgesamt 23 Tage in einem 3 x 6 m großen Waggon eingesperrt. Eine von ihnen war die junge Sara Atzmon. An ihrem einen Fuß trug sie einen roten Kinderschuh, an dem anderen einen Frauenschuh mit hohem Absatz, den sie von den SS-Männern bekam.
Endstation war Bergen-Belsen, die „Hölle“, wie Sara Atzmon das Konzentrationslager in der Nähe von Hannover nennt. Dort hörte das Grauen, das sie und viele Juden sowie andere Gefangene jeden Tag erfuhren, nicht auf.
Es wurde schlimmer. Täglich musste das junge Mädchen etwa zwei bis fünf Stunden im Freien Appell stehen, bekam nur einmal pro Woche ein kleines Stück Brot und hatte weder Wasser zum Trinken, noch welches, um sich zu waschen. Dazu kamen die unzähligen Leichen, die überall herumlagen, der Gestank des Rauches aus dem Krematorium, in dem die toten Menschen verbrannt wurden, die klirrende Kälte und die Tatsache, dass ihnen Menschenfleisch zu essen gegeben wurde, was alle Zuhörenden augenscheinlich zutiefst schockierte. Doch sogar die Nahrung wurde dazu genutzt, die Juden zu demütigen. So mussten diese mitunter Schweinefleisch essen, etwas, das in der jüdischen Religion verboten ist, da es als nicht koscher gilt, wenn sie nicht bis zum Hungertod verweigert wurde. So war es besonders rührend, als Atzmon vom Geburtstag ihrer Schwester in Bergen-Belsen erzählte, an dem sie dieser ihre Essensration als Geschenk überließ und dafür selbst hungerte. Im April 1945 wurde Sara Atzmon vom amerikanischen Militär befreit. Zu diesem Zeitpunkt wog die damals Zwölfjährige nur noch 17 Kilo, ein Gewicht, das normalerweise ein Kind im Alter von drei bis vier Jahren auf die Waage bringt. Doch anders als 60 ihrer Verwandten, darunter ihr Vater und drei ihrer Brüder, überlebte sie.
Heute, 74 Jahre später, lebt Sara Atzmon in Israel und reist gemeinsam mit ihrem Mann umher, um speziell jungen Menschen ihre Geschichte zu erzählen und vor dem Vergessen des Holocaust zu warnen. Im Jahre 2014 wurde über ihr Leben der Dokumentarfilm „Holocaust light gibt es nicht!“ gedreht, in dem sie mit ihrer Enkelin jene Orte besuchte, die mit so vielen Erinnerungen und Schrecken behaftet sind.
Nachdem sie alle Fragen beantwortet hatte, spielte Sara Atzmon ein jüdisches Lied auf ihrer Mundharmonika vor, ein emotionaler Abschluss des Erzählten. Neben tiefer Bewegtheit und großer Bewunderung für die Stärke dieser Frau bleibt bei den Schülern vor allem das hängen, was Sara Atzmon ihnen pointiert gesagt hatte: „Begegnet anderen Menschen stets mit Respekt, denn wenn der Kopf voll ist mit Hass, kann er nicht denken!“       Besonders bemerkenswert ist dieser Satz aus dem Mund einer Frau, die allen Grund zum Hassen hätte.
Luna-Maria Ritter, J2