Lerninseln169

...lassen die Gerüchteküche brodeln

Als man am ersten Schultag nach den Herbstferien – erwartungsvoll, was wohl die neue Woche bringen würde – die Treppe zum ersten Stock hinaufstieg, blickte man direkt auf eine Wand bzw. eine Baustelle, die sofort ein beengendes Gefühl aufkommen ließ. Hier war doch noch vor einer Woche das großzügige, viel Raum bietende Podest im ersten OG mit den vielen Posterwänden. „Was soll das denn sein?“, fragten sich viele. Interessiert und neugierig betrachteten viele Augen die neue Baustelle. Man sah zwei unterschiedlich große Boxen, die eine ca. 2,5 x 2,5 m², die andere etwas größer, ca. 3 x 3,5 m², fensterlos ein bisschen dunkel. Vielen ging es wohl ähnlich an diesem Tag mit dieser überraschenden Bautätigkeit und die Vermutungen, was das werden soll, schossen ins Kraut.

Von Tag zu Tag nahmen die Boxen mehr Gestalt bzw. Farbe an und es wurde klar, es werden zwei schneeweiße fensterlose Boxen – aber wofür und was soll in den 1,5 m breiten Zwischenraum zwischen den beiden neuen Dunkelräumen? Die Gerüchteküche nahm Fahrt auf und es mangelte nicht an Vorschlägen für die Nutzung.

Soll es ein Chillraum für gestresste SchülerInnen werden? Diese könnten dann auch von den Lehrern zum Übernachten genutzt werden, wenn es sich nach einem langen Konferenznachmittag nicht mehr lohnt, nach Hause zu fahren, wenn man am nächsten Tag wieder zur 1. Stunde Unterricht abhalten soll. Oder sind es zwei neue Gemeinschaftstelefonzellen zur Bewahrung der Tradition einer Telefonzelle, die ja gerade aus dem Straßenbild verschwinden soll, in Kombination mit unserem Leitbild: Gemeinschafft ist unsere Stärke? Oder ist es eine Love-Box hinter einem roten Samtvorhang? Die katholische Religionsfachschaft ist verwundert, dass ohne Absprache anscheinend zwei Beichtstühle aufgestellt werden sollen. Sie fragen sich nur, wie bei dem großen Spalt (Zwischenraum zwischen den Boxen) das Beichtgeheimnis gewahrt werden kann. Es wäre auch denkbar, dass es eine Box für die Hunde der Lehrerschaft wird, die ihre Lieblinge an langen Schul- und Konferenztagen jetzt immer mitbringen, damit sie zwischenzeitlich von den SchülerInnen Gassi geführt werden können. Einige Kolleginnen hingegen hoffen auf eine schuleigene Kinderkrippe, damit sie wegen des allgemeinen Lehrermangels kurz nach der Geburt ihres Kindes sofort wieder unterrichten können.

Einige machten sich auch bereits Gedanken über die Nutzung des 50 cm hohen Hohlraumes über den Boxen, der durch die Deckenbeleuchtung sehr gut ausgeleuchtet ist. Viel zu schade, um dort nur Staub und Müll zu sammeln. Herr Rauser hat bereits Solarmodule bestellt, die dann dort installiert werden sollen, um so wenigstens einen Teil der Energie der Lampen wieder zurückzugewinnen und so den Energieverbrauch der Schule zu senken.

Auch der 1,5 m breite Schacht zwischen den beiden Boxen bietet Raum für kreative Ideen. Von der Breite her würde ein Pferd genau hineinpassen. Kommt vielleicht einer der Lehrer demnächst hoch zu Ross zur Schule, so könnte es dort untergestellt werden. Ob es die Treppe hinaufkommt? Der Fahrstuhl ist jedenfalls definitiv zu klein für ein Pferd. In Hinblick auf die Geruchsbelästigung hat die SMV angeregt, stattdessen dort ein elektrisches Schaukelpferd mit Münzeinwurf aufzustellen, um die SMV-Kasse aufzubessern. Vielleicht reicht es bald für eine weitere Box, die uns dann weitere Rätsel aufgibt.

Die zahlreichen Ideen sollen nun von einer Arbeitsgruppe gebündelt und evaluiert werden und ein Meinungsbild der Schulgemeinschaft mithilfe von Klebepunkten auf einem Flipchart erstellt werden.

Petra Escarpa